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Von AGU nach MLM sollten wir mit dem Auto fahren da es nur ca.3 Stunden Fahrzeit wären.
Die 3 Stunden brauchte ich schon fast um mein Mietauto zu bekommen.
Obwohl die Reisestelle ein Auto samt Gutschrift „Vaucher“ reserviert hatte wusste der gute Mann bei Budget nichts von diesem Vaucher.
Mehrmaliges Nachfragen und drängen brachte uns nach paar erfolglosen Telefonaten auch nicht weiter.
Genervt gab ich nach und wollte den Wagen mit der Kreditkarte auslösen.
Wollte deshalb weil meine Karte schon wieder nicht akzeptiert wurde.
Es gibt 2 Betreiber für Kreditkartenlesegeräte in Mexico und einer davon hat Probleme mit meiner Mastercard, soviel hatte ich schon herausgefunden.
Pech natürlich das Budget genau den miesen Betreiber in Verwendung hat.
Mein letzter Ausweg war es Senior P. um seine Kreditkarte zu bitten und ihm das Geld in Bar zurück zu zahlen.
Das zog natürlich fürchterliche Diskussionen und ein neu aufsetzen des Vertrages nach sich aber irgendwann, eine gefühlte Ewigkeit später, hatte ich den Schlüssel zum Auto in der Hand.
Nachdem P. in der Früh seine Brille nicht finden konnte und sich eine der billigen Fertigbrillen, wie sie in den Supermärkten verkauft werden, krallte welche gerade am Notstromdieselmotor herumlag war klar das ich fahre und er Navigator spielt.
Er meinte zwar die Brille kommt seiner mit den Dioptrien sehr nahe und er sehe deutlich besser als ohne aber mir lag doch sehr viel daran irgendwann wieder lebend Heim zu kommen.
320km und 5 Stunden später trafen wir dann auch am Flughafen in MLM ein.
Mein Navigator hatte, wie zu erwarten war, die ganze Fahrt verschlafen.
Am TWR in MLM wartete die nächste Herausforderung in Form eines über und über von sich selbst überzeugten Technikers auf mich.
So etwas Präpotentes und ungutes wie den stolzen Gockel habe ich bis jetzt noch nicht gesehen.
Der Mann ist der einzige Techniker im TWR und dementsprechend wichtig nimmt er sich selbst.
Selbst die Lotsen mit denen ich geplaudert habe warnten mich vor „Dante“, so nennt sich der Spinner nämlich obwohl er irgendwie anders heißt.
Den ersten Konflikt hatten wir als er fest und steif behauptete das in unserm System die Ursache dafür liegt das wir auf einer Frequenz nichts empfangen.
Nachdem ich ihm dann mit einem simplen Durchgangsprüfer demonstriert hatte dass vom VCS Schrank zu seinem Rangierverteiler alles in Ordnung ist wurde er kurzfristig bisschen Kleiner und leiser und behob den Murks an seinem unfehlbaren Meisterwerk.
Das zweite Mal platzte mir fast der Kragen als es darum ging essen zu gehen.
Wir wollten in ein einfaches mexikanisches Restaurant gehen um die Lokale Küche zu genießen.
Als ich andeutete die Rechnung zu übernehmen schwenkte er sofort auf ein Fischrestaurant um und diskutierte wild mit Porfirio.
Beide wollten mich von dem Fischrestaurant überzeugen aber mein spanisch ist mittlerweile so weit gereift das ich ihre Diskussion zumindest teilweise verstehen konnte.
Im normalen Lokal hätten wir nur 2-300$ pro Person gezahlt das ist viel zu günstig und wenn Frequentis zahlt müssen wir schon in etwas Exklusives, Teures gehen.
Das es um die Geste und nicht das ausgeben einer möglichst großen Summe geht haben die Zwei wohl nicht kapiert.
Bei Porfirio ist mir schon längst aufgefallen das er immer das Gericht von der Karte wählt welches am Teuersten ist, da könnte ich inzwischen schon ohne zu Zwinkern darauf wetten.
Irgendwie habe ich sie dann doch ins „normale“ Restaurant bekommen und sieh da selbst dort war das essen gut und reichhaltig.
Ihr Plan bestand darin mich für den nächsten Tag mit einer Stadtführung zu locken wenn ich dafür das nächste Essen übernehmen würde aber soweit kam es nicht mehr.
Üblicherweise fahren wir auf jedem Standort immer mit einem der lokalen Pickup Trucks herum.
In MLM war dieser nur zu bekommen wenn ich den Treibstoff mitfinanzieren würde.
Da der Flughafen am anderen Ende der Stadt lag und die tägliche Taxifahrt deutlich mehr als eine Spende für die armen SENAM Mitarbeiter und ihr Auto ausmachen würde war mir das erst noch egal.
Wie sich herausstellte war es keiner der üblichen Dodge RAM Monster Pickups sondern ein winziger Nissan Irgendwas mit genau einem Fahrer und Beifahrer Sitz.
In genau diesem sind wir am 2ten Tag nach beendeter Arbeit in besagtes lokales Restaurant gefahren.
Dante als Fahrer, P irgendwo zwischen den beiden Sitzen und ich ganz rechts eingepfercht.
Die Beifahrertüre habe ich vor lauter Angst dass die Tür dem Druck der Körper nachgibt und aufspringt, was mich wiederum bei voller Fahrt auf die Straße befördert hätte, verriegelt.
Eigentlich war ausgemacht das wir nach dem Essen ins Hotel fahren aber Dante bog Richtung Innenstadt ab weil er sich einbildete mir das Aquädukt zu zeigen und P. beschlossen hatte die Innenstadt zu sehen.
Nachdem wir so schön kuschelig schon seit gut 20 Minuten im Auto saßen und dabei im Stau keine 3 Ampeln weitergekommen waren fragte ich sie nochmals was das ganze soll.
Ich hörte nur Spanisch und gekicher zwischen den Beiden.
Bei der nächsten Ampel stieg ich aus, nahm mir ein Taxi Richtung Hotel und lies die 2 Spinner im Auto sitzen.
Am Freitag bin ich in der Früh mit dem Taxi am Flughafen  gefahren, hab meine Sachen abgeschlossen und bin noch vor 12:00 wieder zurück ins Hotel.
Nach einem kurzen Nickerchen habe ich mir die Altstadt auf eigene Faust angesehen und die zwei konnten sich ihr teures Restaurant aufmalen.
Die Altstadt von MLM ist Weltkulturerbe und tatsächlich einen Spaziergang wert.
Bis jetzt hatten all die Nord und Zentralmexikanischen Städte absolut keinen Reiz, eher war ich von deren Ungepflegtheit und Verwahrlosung enttäuscht.
Dieses ungute Bild prägt auch Morelia, speziell auf der Flughafenstraße aber die Altstadt hat mich echt überrascht.
Große Kolonialbauten, Fußgängerzonen, Alleen, Schanigärten, alles da.
So habe ich den letzten Abend in MLM gemütlich ausklingen lassen und war froh zumindest den Wahnsinnigen Dante nicht mehr zu sehen.

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