Resistencia 2


Am Dienstag besuchten wir unseren Argentinischen Partner in seinem Büro.
Das Büro, lag inmitten einer netten Wohngegend in der sich ein Einfamilien Haus an das Andere reihte und sah von außen auch wie ein Solches aus.
Nie im Leben würde man vermuten das sich darin eine kleine, sehr familiäre Firma befindet die maßgeblich für die Installation von Radar, Funk und Flugsicherungssystemen in ganz Argentinien verantwortlich ist.

Der Chef ist Oscar, der gemeinsam mit seinem Bruder Ernesto, Hansi, Alfredo und noch 3-4 anderen den Laden schupft.
Vielen von ihnen haben deutsche Vorfahren, besuchten deutsche Schulen und sprechen auch sehr gut Deutsch.
So war es für mich sehr ungewohnt auf einer Dienstreise in Lateinamerika nicht die Sprache wechseln zu müssen.
Mit Ernesto, einem sehr höflichen und zuvorkommenden Menschen, sind wir die knapp 1000km in den Norden nach Resistencia geflogen wo wir Alfredo kennenlernten.
Alfredo ist einer jener Menschen der keinerlei Scheu hat jemanden anzusprechen und Kontakte zu knüpfen.
Da er seit den Falkland Krieg quer durch ganz Argentinien zieht um irgendwelche Installationen durchzuführen bin ich mir sicher das er selbst im abgelegensten Dorf noch jemanden kennt der ihm gerne einen Gefallen macht.

Resistencia selbst ist die Hauptstadt des nördlichsten Bundesstaates Chaco und hat nicht wirklich etwas zu bieten.
Ca. 20 Minuten davon entfernt liegt am anderen Ufer des Flusses Negro die Stadt Corrientes.
Der Fluss selbst ist unglaublich breit und hat mich schwer beeindruckt (seht ihn auch mal auf Google earth an).
In Corrientes gibt es an seinem Ufer einen Sandstrand mit Palmen und schöner Promenade inkl. WiFi!
Durch die immense Breite des Flusses kommt dort tatsächlich dieses „Sonne, Strand und Meer Feeling“ auf.
Große Gewässer beherbergen auch große Fische und so gab es zum Abendessen ein Filet-Stück von einem Fisch namens Surubi.
Das war ein gut 2-3 Zentimeter dickes Stück mit einer sehr festen Konsistenz ähnlich Hühnerfleisch.
Geschmacklich ausgezeichnet und für Fisch extrem sättigend.

Am Nächsten Tag sollten wir gemeinsam mit dem Vize-Colonell Agnes der Luftwaffe (FAA, Fuerza Aera Argentina) die Gebäude am Flughafen inspizieren und so das Projekt offiziellen starten.
Nur blöd das es einen, sich über ganz Argentinien erstreckenden, Generalstreik aller Transportunternehmen gab und der Herr Vize nicht anreisen konnte.
Angeblich verfügt Argentinien auch nur noch über 11 einsatzbereite Jets!

So machten wir eine vorab Besichtigung und klärten schon viele Sachen für die bevorstehenden Arbeiten ab.
Ähnlich wie in Mexico wird auch hier über Kleinigkeiten elend lange geredet, ein Beschluss gefasst, dieser wieder in Frage gestellt um dann von Vorne zu beginnen.

Ralf und ich hatten, während die Jungs diskutierten, Gelegenheit bei den Burschen von der Flughafenfeuerwehr vorbeizuschauen und die großen Einsatzfahrzeuge genauer kennen zu lernen.
Knapp vor Sonnenuntergang fuhren wir wieder nach Corrientes um dort später wieder zu Abend zu essen.

Am Strand, wo sich die Sonne gerade super kitschig über den Horizont senkte, machten sich die Fischer bereit um mit ihren Booten auszufahren.
Angeblich fängt man jetzt im Winter (24°C) keine so großen Fische!
Warum der Kerl dann aber ein Netz im Boot hatte wo ich locker mit den Füßen durch die Maschen steigen konnte ist mir ein Rätsel!
Aber in einem Land wie Argentinien gelten wohl andere Maßstäbe als bei uns im kleinen Europa.

Auf der Promenade saß dann die erste wirkliche Latino Schönheit die ich hier gesehen habe und nuckelte einsam an ihrem Mate Häferl.
Mate ist die Volksdroge!
Ein Kraut das in kleinen Gefäßen mit heißen Wasser aufgegossen wird um es anschließend durch einen Strohhalm, der an seinem unteren Ende ein Sieb eingebaut hat, zu trinken.
Schneller als ich denken konnte war Alfredo bei ihr, sprach ein paar Worte und ich hatte schon das Häferl in der Hand um an dem Metallstrohhalm zu nuckeln.
Nachdem das Häferl auch bei Ralf und Ernesto die Runde gemacht hatte tauchte ihr Mann mit Kind auf, was Alfredo aber nicht weiter störte und er ihn ganz selbstverständlich in die Plauderei integrierte.

Vor 21:30 Uhr gibt es hier kaum etwas zu essen und ich freute mich schon auf ein gutes Stück gegrilltes Fleisch, in dem Restaurant wo wir einen Tisch reserviert hatten nachdem Alfredo auch dort die Kellnerin bezirzt hatte.
Auf den 2 großen, 2 stockigen Grillrosten lagen alle möglichen Teile Fleisch und Wurst.
Ich bat einen der Grillmeister mir eine Auswahl aller Teile auf den Teller zu legen.
Mit Nieren, Teilen aus dem Hals (Mandeln?), Blutwurst, Rinderrippen, etc. kehrte ich an den Tisch zurück.

Innereien mag ich überhaupt nicht und zähe Beinhaut an den Rippen mit dem groben fasrigen Fleisch machte mich auch nicht glücklich.

Das Restaurant war aber sehr gut, von durchaus fein gekleideten Menschen besucht und war wohl ein gutes Beispiel der landestypischen Fleischbetonte Küche.
Große Teile von toten Tieren inkl. aller Organe auf den Rost zu werfen und den Gästen einfach ein halb verkohltes und Bluttriefendes Stück abzusäbeln ist nicht das was wir unter Grillen verstehen.
Ralf fand aber den passenden Begriff dafür: Steinzeitgrillen!

Der nächste Tag verlief dann sehr gut und nachdem der Vize-Colonell aus seiner Uniform geschlüpft war hatten wir einen wirklich netten und lustigen Nachmittag.

Zurück in Buenos Aires trafen wir noch Martin, einen Kollegen der die nächsten 4 Wochen in Argentinien verbringen wird um den Kunden an unseren Systemen zu schulen.
Üblicherweise kamen wir die ganze Woche gegen Mitternacht zurück ins Hotel.
Diesmal war es glaube ich fast 02:00 Uhr in der Früh.

Zu dritt saßen wir bei einem „Wirten“ aßen wieder vorzügliches feines Steak und tranken Literweise Bier!
Das Bier wird tatsächlich in 1L Flaschen serviert und nachdem der Kellner schon die Stühle auf die Tische stapelte, wir bereits gezahlten hatten, bestellten Ralf und ich doch noch ein Fläschchen als gute Nacht Trunk.
Dass ab und zu der Hausherr ein Stamperl Schnaps ausschenkt ist bekannt, diesmal schenkte er uns aber die letzte Flasche Cerveza des Abends.
Im Hotel angekommen machte ich mir noch einen heißen Trunk mit Ralfs Wundermittel gegen Erkältungen bevor ich in tiefen erholsamen Schlaf fiel.

Ich hoffe wir können noch viele Aufträge in Argentinien gewinnen da das Land so viele interessante Orte zu bieten hat die ich gerne besuchen würde.
Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit die einen die Menschen hier entgegen bringen hat mich auch wieder begeistert.

Speziell, Oscar, Hans und Alfredo waren wirklich besonders herzliche und gute Menschen bei denen man sich nicht genug für ihre Gastfreundschaft bedanken kann.

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