Archiv der Kategorie: 2011_Mexico TWR Trip Sept. – Oct.

>Torreon und MEX City

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Torreon gleicht Juarez!
Ein vom Himmel gefallener Batzen der sich, nicht unähnlich eines Kuhflade, auf der Weide, bloß in diesem Falle in der Wüste, als unansehnliche und stinkende Stadt ausbreitet.
Die Nordmexikanischen Städte haben keinen Flair und können bei einer Mexikoreise getrost ausgelassen werden.
Die Arbeit ist diesmal ausgesprochen gut voran gegangen, Kopfweh und ein mulmiges Gefühl im Bauch hatte ich aber auch auf diesem Flughafen.
Das lag vermutlich daran dass auf den TWR nur eine sehr sehr enge Wendeltreppe führte die scheinbar nie enden wollte und an der Klimaanlage in dem Winzigen Equipment Raum welche unbarmherzig ihre trockene Luft in meinen Nacken blies.
Der Raum schmiegte sich eng um die Wendeltreppe herum und war so klein das ich locker gleichzeitig mit der einen Hand die Innenwand und mit der Anderen die Außenwand berühren konnte.
Wenn in so einem kleinen Raum 4 Personen arbeiten kann man sich zwischen Klimaanlagen Gebläse oder Saunaschwitzkasten entscheiden. 
Alles war erledigt und wunderbar als es noch eine kurze Schrecksekunde meinerseits gab! 
Die Lotsen hatten einen „Bug“ also Fehler im System entdeckt.
Diesen konnte ich aber als eindeutig nicht österreichischer Abstammung einstufen womit der Ball wieder bei den Mexikanernlag 🙂
Nach dem die Sache mit der Abstammung des Getiers geklärt war fuhren wir wieder einmal zum Steakessen.
Dieses war noch besser als das letzte und zum Abschluss gönnten wir uns noch einen Tequila um wie gewünscht auf einen Freund in Wien anzustoßen welcher Geburtstag hatte.
Als ich Samstag zeitlich im Flieger nach MEX City saß freute ich mich schon darauf meinen Arbeitskollegen Roland zu treffen welcher parallel zu mir ebenfalls paar Anlagen in Betrieb nimmt.
Doch in MEX Angekommen hatte ich zuerst mal fürchterlichen Stress und bißchen Panik.
Das war nämlich so:
Wenn man mit seinem Koffer den Flughafen verlassen will wird immer der Gepäckkleber mit dem Abriss welcher an der Bordkarte klebt verglichen.
Meine Gedanken an der Kontrollstation liefen dann in etwa so ab:
Bordkarte steckt als Lesezeichen in meinem Buch,
Buch war in der Sitztasche vor mir,
Buch ist nicht bei mir,
ergo immer noch in der Sitztasche,
Kacke!!!!!
Ich habe dann Porfirio, meinem mexikanischen Kollegen meinen Koffer bewachen lassen und bin die scheinbar endlosen Gänge zurück zum Gate geeilt.
Dort sah ich nur noch einen Haufen Müllsäcke welche sich auftürmten und zum Glück noch einen Mann in Uniform.
Ob Pilot oder sonst etwas weis ich nicht aber er war so nett um Sitz 25A nach meinem  Buch abzusuchen.
Leider erfolglos!
So ein Mist dachte ich mir, erstens wieder ein echt gutes Werk von Cory Doctorow „fort he win“ verloren und zweitens wie komme ich jetzt mit meinem Koffer bei den Security Hanseln vorbei?
Die ganze Sache löste sich dann Minuten und gefühlte 3km später am „lost & found“ Schalter, genau dort wo ich Porfirio mit meinem Koffer stehen lies, zum Guten auf und ich konnte mit Buch und Koffer den Flughafen verlassen.
Das Wochenende haben Roland und ich dann gemeinsam MEX City unsicher gemacht bzw. sind beinahe Orientierungslos durch die Straßen geirrt bis wir die Zona Rosa, das Schwulen und Lesben Viertel von MEX City und unser darin befindliches Hotel wiedergefunden haben.
Vor paar Stunden wurde ich in meiner Tipperei unterbrochen weil ich ganz die Zeit vergessen hatte und wir zum Abendessen ausgehen wollten, aber abschließend bleibt noch auf die Schnelle zu sagen:
1) Drei Steaks die Woche sind auch für einen bekennenden Fleischfan zuviel!
2) Schweizer namens Christoph welche in der Metallveredelungsbraunche tätig sind und dessen Leber härter ist als seine Produkte können ganz schön mühsam sein!
3) „Cueava los Lobos“, das neue Stammlokal in MEX City, gute Liveband, nettes Personal und Kübelweise Bier!

>CD Juarez!

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Überlebt nichts ist Passiert!
Die Stadt welche wegen der hier außergewöhnlich oft verübten Gewalttaten zu trauriger Berühmtheit gelangt ist hat mich ohne einen Kratzer wieder abziehen lassen.
Kein Drogenbaron hat mich zu einer exzessiven Koksparty eingeladen, kein Killerkommando hat mich im vorbeifahren aus dem Auto mit Maschinengewehren niedergemetzelt und verstümmelte Frauenleichen habe ich zum Glück auch nicht zu Gesicht bekommen.
Alles Vorurteile, bei uns laufen ja auch nicht alle in Lederhosen und Dirndl herum, obwohl ab und zu gibt es schon auch einen Anlass wo solche Tracht getragen wird.
So ist das Kriminalitätsproblem hier doch von ernster Sorte und in den letzten Jahren sind angeblich fast eine ½ Million Bürger abgewandert.
Das hat mir Salvador der hiesige Cheftechniker erzählt welcher mir bei meiner Ankunft auch gleich eine Waffe zur Selbstverteidigung angeboten hat.
In Angst mir selber weh zu tun habe ich dankend abgelehnt und bin mir bis heute nicht sicher ob das Angebot ernst gemeint war.
Das was ich in den ersten Tagen von der Stadt sehen durfte war wenig berauschend.
Vom Flughafen zum Hotel eine in jede Richtung 4-5 Spurige Straße gesäumt von Truckstops, Schrottplätzen und noch mehr Tankstellen.
Darauf unzählige laute, stinkende und qualmende Trucks zwischen denen Autos scheinbar unkontrolliert die Spuren wechseln und zum Großteil auf den angrenzenden Schrottplätzen besser aufgehoben wären.
Am letzten Tag war nachmittags dann endlich Zeit um in die Stadt zu fahren.
Wer sich ein Stadtzentrum ähnlich den Europäischen Metropolen erwartet wird herbe enttäuscht.
Straßen in Schachbrettmuster welche sich nur durch die Anzahl der Fahrspuren unterscheiden, keine erkennbare „Altstadt“, nur Haufenweise ebenerdige 30m2 Häuschen unterbrochen von in Beton gegossenen Monumenten die ein Rathaus, Kaufhaus oder Krankenhaus darstellen sollen.
Der Rio Grande ein Kümmerliches von Beton eingefasstes Rinnsal welches auf der US Seite von doppelten ca. 4m hohen Zäunen gesäumt ist zwischen denen die „Boarder Control“ Patroullie fährt.
Die Insgesamt 5 Brücken welche über die Grenze führen konnte ich mir leider nicht wirklich ansehen da schon bei der Zufahrt einige Kontrollpunkte zu passieren sind und wir uns das nicht antun wollten.
Die Zeit zum Abflug wurde schon knapp was uns aber nicht davon abhalten konnte dem Magen noch ein vorzügliches Rib-eye Steak zu gönnen.
Als wir dann 40 min vor Abflug noch die ganze Stadt zu durchqueren hatten und das Automatik Getriebe von Salvadors Wagen uns wie die Babys in der Wiege vor und zurück Schaukeln lies wurde ich doch noch nervös und fragte mich ob ich den schönen Ort heute noch verlassen würde.
Während der Fahrt die Zündung kurz abzudrehen und den Schlüssel wieder herumzudrehen erwies sich allerdings als bewährte Lösung um dem Getriebe einen „Reset“ zu geben.
Am letzten Drücker eingecheckt und zum Gate gelaufen dachte ich mir: All die Hektik umsonst steht ja noch gar kein Flieger da! 
Also habe ich es mir bequem gemacht und auf meinem Handy das Pokerspiel gestartet.
Gerade als ich nach einigen Minuten mein Geld erfolgreich um das 11fache vermehrt hatte krächtsten die Worte „Christian Sitschur, please go to Gate 2 immedeately“.
Beim wiederholten Aufruf war ich mir sicher dass ich gemeint war denn mit der Aussprache meines Nachnamens hapert es ein bisschen bei den Mexikanern.
Nachdem ich realisiert hatte das ich mich bei Gate-4 breit gemacht hatte eilte ich auch schon zum richtigen Gate wo man mich gleich aufs Rollfeld durchwinkte und ich meinen Flieger und der zuwider dreinschauenden Stewardess ,welche an der Treppe wartet, entgegeneilte.
Verschwitzt aber Glücklich habe ich dann 2 Flüge später Torreon, den nächsten Ort meiner Reise erreicht.
Hier paar FOTOS aus der hübschen Stadt 😉